Sind Ermittlungen bei Arbeitsunfällen zu ungenau?
Eine neue Recherche für NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung
Von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt hat sich eine weitere Corona-Welle aufgetürmt – vor den Berufsgenossenschaften und Unfallkassen. Es geht um Beschäftigte, die sich bei der Arbeit mit Covid-19 angesteckt haben könnten und nun von den Genossenschaften eine medizinische Versorgung und mögliche Rentenansprüche beantragen.
Über fast 500.000 gemeldete Berufskrankheiten und Arbeitsunfälle in Zusammenhang mit Covid-19 haben die Genossenschaften in den vergangenen zwei Jahren bereits entschieden. Knapp zwei Drittel der Anträge wurden anerkannt – vor allem bei Menschen, die im Gesundheitswesen, der Pflege oder bei körpernahen Tätigkeiten wie dem Friseurhandwerk arbeiten.
Eine Anerkennung verspricht eine bessere medizinische Versorgung und mögliche Rentenansprüche. Dafür muss „mit hinreichender Wahrscheinlichkeit“ belegt sein, dass die Krankheit durch die Arbeit verursacht wurde. Ermitteln muss das stets die Berufsgenossenschaft, die im Anschluss auch die Kosten übernimmt.
Doch wenn der Antrag abgelehnt wird, haben es Betroffene oft schwer, dagegen vorzugehen. Die einzigen unabhängigen Beratungsstellen für Berufskrankheiten, finanziert von den Landesregierungen in Bremen, Hamburg und Berlin, schlagen Alarm. Die drei Beratungsstellen haben sich mit einem internen Brandbrief an das Bundesarbeitsministerium gewandt. In diesem Brief, der NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung vorliegt, kritisieren sie, dass die Ermittlungen oft zu ungenau seien.
In den vergangenen beiden Jahren haben die Beratungsstellen nach eigenen Angaben die Akten von mehreren Dutzend Fällen durchgearbeitet, in denen Anträge zunächst abgelehnt wurden. Immer wieder würden dabei wichtige Beweismittel nicht berücksichtigt – sogar dann nicht, wenn Betroffene ganz konkret darauf hinwiesen.
Ich habe für NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung über die offenbar problematischen Ermittlungen der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen berichtet. Mehr Kontext zu dieser Recherche findet Ihr in meinem neuen Newsletter „Daniels Recherchebrief“ – dort gibt es auch die Links zu meinen Beiträgen bei tagesschau.de und sueddeutsche.de.
Ich werde auch in Zukunft weiter über schlechte Arbeitsbedingungen, über mangelnden Schutz von Arbeiter*innen und über fehlende Entschädigungen von Erkrankten berichten. Falls Du Dich für das Thema interessierst, melde Dich gerne für diesen unregelmäßig erscheinenden Newsletter an.
Falls Du mir oder meinen Kollegen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung für zukünftige Recherchen Hinweise, vertrauliche Informationen oder Dokumente zukommen lassen magst, freue ich mich über Deine Nachricht, am besten über die verschlüsselte App Signal. Die entsprechende Handynummer dafür findest Du in meinem Profil.
Arbeite nicht so viel und bleib gesund!
Daniel